1. Gläser-Karosserie-Treffen
in Dresden; 19.07.- 22.07.2007

Der renomierte Dresdener Karosseriehersteller Gläser fertigte exklusive Fahrzeuge auf seperatem Wunsch auf der Basis von Luxustypen verschiedener Automobilhersteller.
Die Geschichte des Werkes geht auf das Jahr 1846 zurück. Damals wurden in der von Carl Heinrich Gläser gegründeten Dresdener Werkstatt Pferdekutschen- und Pferdeschlitten gebaut. Auf Grund der hohen Qualität fertigte Gläser schon bald für den Königlichen Marstall. In den 20er Jahren baute Firmenmitinhaber und Gläsers Schwiegersohn Emil Heuer die Firma aus und stieg in den Autokarosseriebau ein. Für verschiedenen Marken wurden in Dresden formschöne Karosserien in den klassischen Typen Cabriolets, Phaeton, Coupé, Landaulet, Limousine und Pullman gefertigt. Die Fahrzeuge wurden sowohl als Einzelstück oder Kleinserie gefertigt. Mit Beginn des 2. Weltkriegs musste auch diese Firma für die Rüstung produzieren. In der russischen Besatzungszone wurde der Betrieb verstaatlicht und in der DDR wurden hier Sonderkarosserien von IFA-Modelle gefertigt. Die DDR-Regierung versprach sich so ein deviesenbringendes Exportprodukt.
Die Familie Rüdiger aus Radebeul besitzt einige Exemplare aus dem Dresdener Karosserie-Werk. Ein Grund für sie am Wochenende vom 19.-22. Juli 2007 das 1. Internationale Gläser-Karosserie-Treffen in Dresden zu organisieren.
Der Einladung folgen 55 Besitzer der speziel angefertigten Fahrzeuge aus Deutschland und Österreich. Neben den Gläser-Karosserien waren unter den Fahrzeugen auch einige Spezialanfertigungen anderen Karosseriebaufirmen als Begleitfahzeuge vertreten.
Das Programm des Treffens war voll mit Höhepunkten. Unter anderem gehörte die Präsentation der Fahrzeug vor dem Dresdener Verkersmuseum am Donnerstag, die Fahrt zum ehemaligen Gläserwerk und ein Ausflug zur Bastei und dem Schloß Pillnitz am Freitag dazu.

Am Samstag führte die Ausfahrt zunächst von Dresden nach Meißen. Von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr wurden die Fahrzeuge hier vor dem Dom der Albrechtsburg präsentiert.

Durch enge Torbögen und schmalen Gassen verließen die Oldtimer, gesäumt von einer phantastischen Kulisse, die Albrechtsburg und Meißen.

Durch die liebliche Landschaft des Friedewalds führte der Korso einige Kilometer weiter...
...nach Moritzburg, dem Ziel der zweiten Etappe.

Das berühmte Jagd- und Lustschloß Moritzburg wurde zur zweiten Präsentation der Fahrzeuge am Samstag angesteuert.

Im Garten des Brockschloß konnten die Autos zunächst vom interessierten Publikum besichtigt werden.
Währenddessen begann langsam die große Aufstellung der Fahrzeuge auf dem Schloßhof. Hierbei kam die erstklassige Organisation des Veranstalterters mit Hilfe der vielen Helfer und der guten Zusammenarbeit der Schloßmitarbeiter zur Geltung. Die Fahrzeuge waren hier von 12.00 - 14.30 Uhr ausgestellt.

Mit insgesamt 14 Fahrzeugen, darunter 10 Gläser-Karosserien, war Opel die meistvertretene Marke bei dem Treffen. Das sicher nicht ohne Grund, den die Rüdigers besitzen ausschließlich Opel Cabrios und sind mit ihren Fahrzeugen bei vielen Alt-Opel-Treffen vertreten.
Der Opel Admiral '38 war das größte Fahrzeug, was in der Vorkriegszeit im Rüsselsheimer Werk gefertigt wurde. Mit einer Läge von 5,27 m und einer 3,6 Liter Maschine erreichte der Wagen eine Diemension wie seine GM-Verwanten jenseits des Atlantiks. Neben den Serienfabrikationen bedienten sich viele Karosseriehersteller dieses Fahrzeugs und bauten elegante Admiral-Cabrios. Diese Gläser-Cabrios reisten aus Thüringen und dem Münsterland nach Dresden.

Als Begleitfahrzeuge kamen zwei weitere Admirale zum Treffen.

Hier das Admiral '38 Hebemüller-Cabrio.

Zudem das Admiral '38 Petera-Cabrio.

Das Kapitän '39 Gläser-Cabrio ist auch im Besitz der Rüdigers. Es ist warscheinlich das einzige Fahrzeug seiner Art.

Im Bericht über das 3. Alt-Opel-Treffen der Opelfreunde Pulsnitztal stellte ich dieses Kapitän '51 Cabrio etwas genauer vor.

Der Opel 2,0 Liter wurde ab 1934 gefertigt. Anhand der Fahrzeuge ist deutlich erkennbar, dass bei Gläser die Karosserien auf seperatem Kundenwunsch gefertigt wurden. So hat das Modell oben "Selbstmördertüren", während beim Modell unten die Türen vorne angschlagen sind. Das Serien-Cabrio aus Rüsselsheim hatte - wie bei Opel üblich - vorne angeschlagene Türen.

Der direkte Nachfolger vom 2,0 Liter war der Super 6. Mit fünf Exemplaren war es die meistvertretene Modellreihe unter den Opel-Modellen.
Auch hier sind wieder die unterschiedlichen Türen zu sehen.

Eine elegante Formgebung mit sehr schönen Rundungen um die Radhäuser mit geschwungenem Übergang zum Trittbrett. Dazu die langgezogene Roadsterform. Das sind die klassischen Formgebungen der Gläser-Cabriolets.
Ein Klick auf das Foto zeigt ein Serien Super 6 Cabrio aus Rüsselsheimer Produktion.

Bilder vom Super 6 der Familie Rüdiger sind schon beim Bericht über das 1. Alt-Opel-Treffen der Opelfreunde Pulsnitztal zu sehen.

13 exklusive Opel-Cabrios präsentierten sich in Reih und Glied auf dem Schloßhof von Moritzburg. Oben angeführt vom Admiral-Hebemüller, unten der gegenüberliegende Blick mit dem Kapitän '51. Eine Ansicht, die es so schnell nicht wieder gibt. Da schlägt das Herz eines Opel-Fans extrem hoch! Worte, die die Gedanken und Gefühle des Moments des Anblicks wiedergeben, gibt es nicht!

Ein Gläser-Admiral und der Petera-Admiral nehmen den '39er Gläser-Kapitän in die Mitte.

"Zeppelinflotte" Teil 1

"Zeppelinflotte" Teil 2

"Zeppelinflotte" Teil 3

Mit dem Blick über die Heckpartien der Gläser-Opel verlassen wir die Marke mit dem Zeppelin. Unter der Heckklappe der 2,0 Liter und Super 6 verbirgt sich im übrigen nicht ein Kofferraum, sondern der "Schwiegermuttersitz" - eine Notrückbank für 2 Personen. Gut erkennbar am weißem 2,0. Sehr schön ist auch die Ersatzradmulde in der Heckpartie. Deutlich ragt das lange Heck des Gläser-Admiral heraus. Das Serien-Cabrio war beachtlich 5,30 m lang.

Der Wanderer W 10 aus dem Jahr 1928 war das älteste Auto im Korso. Anhand der beiden Fotos kann man deutlich die Funktionsweise des Fahrtrichtungsanzeigers sehen.

Mit 11 Fahrzeugen war Wanderer die zweithäufigsten Vertreter bei dem Gläser-Karosserie-Treffen. Der 6/30 mit der werksinternen Bezeichnung W 10/IV kam 1932 auf den Markt.

Der W 22 war sechsmal bei dem Treffen vertreten.
Das sehr schöne Fahrzeug wurde von 1933-1934 in Siegmar gefertigt. Einige Cabrios waren Gläser-Spezielanfertigungen.

Auch beim W 22 Gläser-Cabrio die selben gelungenen geschwungenen Formen. Die Seepromenade und das traumhafte Wetter laden förmlich zum Cabriofahren ein.

Ob auf der Zufahrt zur Albrechtsburg oder im barocken Schloßgarten von Moritzburg. Das Fahrzeug macht überall eine gute Figur. Leider fehlt mir ein Vergleich zum Serien-W 22.

W 22 Nr. 5 in diesem Bericht. Noch nie zuvor sind mir Fahrzeuge dieser Marke vor die Linse gekommen. Nun gleich so eine Stückzahl in solch edler Ausführung.

Wie die Zeppelinflotte wurde auch eine Auto Union Reihe auf dem Schloßhof aufgebaut. Nach der Präsentation verlassen nun die Modelle der Reihe nach den Platz.

Ob mit zwei oder drei Augen. Zwei W 22-Fronten in der Auto Union Reihe.

1937 brachte Wanderer den W 24 auf den Markt. Natürlich wurden bei Gläser auch für diesen Typ auf Kundenwunsch formschöne Karossen gefertigt.

Die Modellreihe wurde bei Wanderer bis in den Krieg hinein - bis 1940 - gefertigt. Dieser '39er W 24 wurde von Gläser noch vor den Rüstungaufträgen gebaut. Bei Gläser richteten sich die Rüstungaufträge auf den Aufbau des Einheits-Kübelwagen Kfz 15 und Triebwerksgondeln für die ME 262.

Fasst man alle Auto Union-Modell zusammen, so waren sie mehr vertreten, als die Opel-Modelle. Doch verteilten sich die Fahrzeuge beim Gläser-Treffen auf drei Automarken - DKW war war bei diesem Treffen nicht vertreten.

Dafür aber Audi mit diesem wunderschönen Luxusmodell vom Audi Front, dem Typ UW 225. Dieses auf einem Zentralkastenrahmen basierende Modell mit einem Radstand von 3100 mm eignete sich hervoragend für Sonderkarosserien. Die schönsten und teuersten Aufbauten entstanden bei Gläser in Dresden. Von 2.600 UW 225 wurden 25 Cabrios bei Gläser gefertigt.

Als Nachfolgemodell des Audi Front wurde 1938 der Audi 920 auf den Markt gebaracht. Um einen kostengünstigen Sechszylinder zu erhalten, erinnerte sich Auto Union an die längst zu den Akten gebrachte Pläne des um zwei Zylinder gekappten Horch Reihenachtzylinders. Audi griff diese Pläne auf und entwickelte mit dem 920 eine preiswerte Alternative zu den Horch-Modellen.

Wobei wir auch gleich den gelungenen Übergang zu einem Edelstück des deutschen Vorkriegsautomobilbau geschaft haben und uns dem Horch 951 widmen. Der Serien 951 hatte eine beachtliche Länge von 5,64 m und einen Radstand von 3,75 m. Zudem hatte der Reihenachtzylinder 5 Liter Hubraum. Mit 23 Litern Bezinverbaruch war er schon damals nicht ganz sparsam. Im Verkaufsprospekt wurde er als Pullmann-Limousine angeboten. Bei Gläser wurde dieser phantastische Horch 951-Phaeton gestaltet.

Eine Nummer kleiner aber ebenso fein das Gläser-Cabrio vom Horch 830, das in der Auto Union-Reihe auf dem Schloßhof präsentiert wurde.

Autos von A-Z wurden bei Gläser veredelt. Da hätte dieses Modell ganz am Anfang meines Berichtes stehen müssen. Das Adler 2,0 Liter Gläser-Cabrio war leider der einzige Vertreter seiner Marke. 1938 wurde der 2,0 Liter als Alternative zum Adler Trumpf Junior gefertigt. Neben Karmann bediente sich auch Gläser dieses Fahrzeugs und fertigte Sonderkarosserien für den Wagen.

Fahrzeuge der unteren Hubraumkalasse waren bei der Ford Motor Company lange Zeit fremd. Erst 1932 kam mit dem Ford Y ein Kleinwagen auf den britischen Markt. 1933 stellten die Kölner Fordwerke den Ford Köln vor. Der Ford Eifel kam Ende 1933 mit einem 1,2 Liter Aggregat auf den Markt. Das hier gezeigte Ford Eifel Gläser-Cabrio war somit eine gelungene Sonderkarosserie der unteren Hubraumklasse aus der Dresdener Manufaktur.

Auch vom direktem Nachfolgemodell - dem Ford Eifel 7/35 - wurden bei Gläser elegante Sonderkarosserien gefertigt.

Henry Ford begeisterte 1930 die Welt mit einem gelungenen Modell. Nach der Tyn Lizzie und dem Typ A brachte er den Ford V8 herraus. Ab 1935 wurde der Ford V8 auch in Köln gefertig und natürlich fertigten namenhafte Karosseriebaufirmen Sonderkarosserien an. Bei Gläser in Dresden entstand dieses Cabrio.

Nachdem Horch ab 1926 mit den neuen Achtzylindern neue Maßstäbe setzte und die Marktspitze der gehobenen Klasse eroberete, mußte Daimler-Benz reagieren und brachte 1928 mit dem MB 18/60 Modell Nürburg einen sehr laufruhigen Achtzylinder auf dem Markt. Bei Gläser wurde dieser sensationelle Phaeton gefertigt

Der dritte namenhafte Produzent der gehobenen Luxusklasse der deutschen Vorkriegsautomobilproduktion war Maybach. Allerdings wurden in der Friedrichshafener Firma nur Rahmen, Fahrwerk, Motor, Getriebe, Kühler und Spritzwand als fahrbereites Chassis gefertigt. Die Aufbauten kamen nach induviduellen Kundenwunsch von Karosseriebaufirmen. Neben Hermann Spohn in Ravensburg, Auer in Stuttgart, Erdmann & Rossi in Berlin gehörte natürlich auch Gläser in Dresden dazu. Wo die Karosse dieses Maybach SW 38 entstand.

Von den ganz großen Gläser-Cabrios geht es zu den ganz kleinen Sonderkarossen, zu den Fahrzeuge vom Typ NSU/Fiat Balilla 1100 Sport.
1935 brachte Fiat mit dem Modell 500 "Topolino" ein Erfolgsmodell auf dem Markt. Im Heilbroner Fiat-Montagewerk wurde das Fahrzeug in Liezens als NSU/Fiat für den deutschen Markt gefertigt.
Neben dem Karosseriewerk Weinsberg, die das Sondermodell NSU/Fiat 500 Spider herstellten, bediente sich auch Gläser zur Fertigung des NSU/Fiat 500 Gläser-Cabrios dieses Modells.
Ab 1937 wurde in Heilbronn der fast baugleiche NSU/Fiat Balilla 1100 gefertigt. Das sich Gläser auch dieses Modell mit Sonderkarossen versah, erklärt sich fast von selbst.
Beim 1. Gläser-Karosserie-Treffen waren ausschließlich Modelle des Balilla Sport 508C zu sehen.
Bei den "Kleinen" wirken die Rundungen der Gläser-Karossen auch sehr schön.

Das Foto vom farblich schön gestaltetem und optisch sehr gelungenem Steyr 220 Sport Gläser-Cabrio vor dem Barockschloß Moritzburg ist wohl eins der optisch schönsten Fotos auf dieser Website.

Neben dem sehr schönen Steyr 220 Sport Cabrio bediente sich Gläser auch des 4-Sitzer Cabrios zur Produktion von Sonderkarossen. Zwischen 1937 und 1941 wurden 5.900 Steyr 220 gefertigt. Einige erhielten Gläser-Karosserien.

Vom fast 20 cm längerem aber gleich motorisiertem Steyr 530 wurden 1935 456 Fahrzeuge gebaut. Dieses Gläser-Cabrio ist eins davon.

Sehr edel - Bugatti 49 Roadster mit Gläser-Karosserie. 470 Exemplare wurden von 1930 - 1934 von diesem 3,3 Liter Roadster gebaut. Das Serienmodell ist kein Vergleich zu dem sehr schönen Gläser-Modell.

Für den Buick Modell 57 baute Gläser auch Cabrio-Karosserien. Oben die große 4,5 Liter Version von 1932. Unten der kleine Bruder mit 3,6 Litern aus dem Jahr 1931.

Mit dem Übergang vom BMW 335 zum EMW 327 kommen wir zu den Nachkriegsproduktion aus der DDR.

Exportschlager für die westliche Welt versprach sich die DDR-Regierung von einigen IFA-Modellen, die bei Gläser gestaltet wurden.
Das IFA F8 Gläser-Cabrio wurde mehrfach in einigen Ausführungen gebaut.
Die für Gläser typischen Rundungen und Linien sind hier noch klar erkennbar.

Beim IFA P70 Gläser-Coupé sind sie dann bereits verschwunden und es wurde die neue Automobilbauepoche mit schlichten Formen, ohne hervorgehobene Radhäuser und Trittbretter eingeleitet.

Das Wartburg 313 Gläser-Cabrio machte dabei noch einen schönen Eindruck.

Neben den Gläser-Karosserien waren auch einige andere Sonderumbauten als Begleitfahrzeuge zu shen. So zum Beispiel auch einer der vier existierenden Opel Diplomat B Cabrios.

Zudem gesellten sich noch ein paar ander Oldtimerliebhaber in den Korso. Hier ein Willys Overland. Willys wurde durch den Willys Jeep, der von 1940-1945 in sehr hoher Stückzahl für das US-Millitär gefertigt wurde, weltbekannt.

Wartburg 312-300 HT.

BMW 503

Schau mir in die Augen, Kleines!

Der Blick auf die Kühlerfiguren.
Wanderer präsentiert sich mit dem geflügelten W.

Der Götterbote Hermes auf dem Buick-Kühler.

Opel fahr'n is' wie wenn Du fliegst. Von daher der Zeppelin.

"Ford - Deutsches Erzeugnis" steht auf dem Emblem der Kölner Wagen.

Die Gravur des Autohaus Dechak ist in die Steyr-Kühlerfigur eingeprägt.

Auch Horch präsentiert sich mit Flügeln.

Das doppelte M auf dem Maybach-Kühler.

Audi - Die Nr. 1 im deutschen Automobilbau?

Ich kann es nicht lassen. Selbsportraits in der Opel Super 6 Radkappe. Diesmal mit einem weiteren Super 6 im Hintergrund. Zudem in der sehr schönen Wanderer Radkappe.

Text + Foto: André Breutel / Elbingerode, 22. Juli 2007

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